Die ökonomische Kette
April bis Juli 2001
“Die Ökonomische Kette” versucht den Kettenbegriff und die Analyse von Strömen (Warenströme, Stoffströme etc.), wie sie von der neuen Ökonomie und der Ökologie in die moderne ökonomische Theorie eingeführt sind, erstmals präzise zu konturieren.
Der Kettenbegriff bringt zusätzlich zur Analyse der Wertschöpfungskette bei der Betrachtung der gesamten Produktlinie von der Rohstoffgewinnung über die Produktions- und Gebrauchsphase bis zur Entsorgung auch die Akteurskette, welche ein Produkt begleitet, in das ökonomische Kalkül ein.
Neben der ökologischen Wirkung der nachhaltigen Entwicklung wird auch der akteursorientierte Aspekt der Wertschöpfungskette untersucht. Dadurch entsteht ein neues Bild des ökonomischen Flusses. Nicht mehr das bloße Spiel von Angebot und Nachfrage, nicht mehr die lineare Abfolge von Werttransformationen allein, nicht mehr nur die Arbeit als Ausgangspunkt des Produkts stehen im Vordergrund, sondern es werden auch die zahlreichen Nebenketten der ökonomischen Kette gezeigt. Diese Prozesskettenanalyse durchläuft alle Sektoren der Ökonomie, von der Primären zur Tertiären, und beobachtet insbesondere die zunehmenden intersektoralen Verknüpfungen.
Als Modell für diese Untersuchung, die sich neuen Fragen stellt und neue Daten erst gewinnen muß, dient die Produktlinie Holz und dessen Verarbeitung zu Möbeln und Papierprodukten wie Buch, Zeitung, Verpackung. Was in der Ökologie nur ansatzweise vorhanden ist, z.B. die Kenntlichmachung der textilen Kette von der Agrarchemikalienkette bis zur Reinigungskette, soll erstmals als ökonomisches Modell universalisiert und global wie lokal exemplifiziert werden.
Holz, das vom Wald bis zum Buch alle drei Sektoren der Ökonomie durchläuft, ist ein ideales Beispiel für die Verknüpfung von Ökologie und Ökonomie. Diese Analyse liefert für kulturelle Praktiken nicht nur einen neuen Hintergrund, sondern auch einen neuen Ansatz für Intervention und Kritik. In einer Gesellschaft, wo Kritik zur Optimierung des bestehenden Systems eingesetzt wird, muß Kritik, die sich dieser Form der Vereinnahmung widersetzen will, Fragen stellen, mit denen das System noch nicht konfrontiert wurde.
Der weiße Würfel des Museums als Apotheose einer formalistisch interpretierten Moderne, wo alle sozialen, ökonomischen, ökologischen Fragen ausgeblendet sind, wird als Endpunkt und Abschied gesehen. Dieses künstlerische Projekt konzentriert sich auf künstlerische Praktiken, die über die Krise des weißen Würfels hinausgehen. Die klassische Krise der Repräsentation, welche das 20.Jahrhundert dominierte, wird durch neue materialitäts- und handlungsorientierte Strategien ersetzt.
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Mit Peter Weibel (Karlsruhe)
In Zusammenarbeit mit Beatrice von Bismarck, Diethelm Stoller, Martin Warnke, Ulf Wuggenig.
Gäste: Kai-Olaf Bastenhorst (Ökonomie), Rolf Großmann (Kulturinformatik, Musik), Pierangelo Maset (Kunsttheorie)